Das ist Sache: Das Stadtberner Stimmvolk stimmt am 23. September 2018 über einen Kredit von 14,9 Millionen Franken für die Entwicklung einer neuen Fallführungs-Software in der Sozialhilfe ab. Dazu kommen vier Millionen für Betriebsfolgekosten. Es geht um jenes Informatikprogramm, das die Stadt Bern gemeinsam mit der Stadt Zürich und dem Kanton Basel-Stadt erarbeiten will. In der Berner Stadtverwaltung Bern ist seit Ende der Neunzigerjahre das Fallführungssystem KiSS (Klienten-Informationssystem für Sozialarbeit) im Einsatz. Rund 400 Personen sind laut Angaben der Berner Stadtregierung auf das System in ihrer täglichen Arbeit angewiesen. Sie dokumentieren damit beispielsweise sämtliche Fallnotizen, erledigen die Korrespondenz, berechnen Bedarf und Ansprüche in der wirtschaftlichen Sozialhilfe und tätigen Ein- und Auszahlungen. KiSS ist nun laut Berner Stadtregierung veraltet und fehleranfällig. Deshalb beschlossen Zürich, Bern und Basel Anfang des vergangenen Jahres, gemeinsam eine neue Software für diese Aufgaben zu entwickeln. Wir die Zeitung «der Bund» am 16.August 2018 berichtet, hat der Gemeinderat offenbar eine dreimal billigere Offerte verschwiegen. Die Stadtberner FDP fordert deshalb den Übungsabbruch und einen Neustart des Projekts.
Das finden wir problematisch: Das bewährte und praxisnahe KiSS-Produkt ist weder veraltet noch fehleranfällig. Die Stadt hat das Programm einfach nicht updaten lassen und arbeitet bewusst mit einer älteren Version der Software. Das Upgrade wäre für einen Drittel der Kosten der Neuentwicklung zu haben gewesen. Citysoftnet ist somit völlig überteuert. Das aktuelle KiSS-Produkt hat gerade eben den Zuschlag vom Kanton Wallis erhalten und ist somit bestens bewährt. Am stossendsten ist jedoch der Umstand, dass der Staat (d.h. die drei Städte zusammen) als Mitentwickler, Besitzer, Vermarkter, etc. von einer IT-Software auftritt. Das Städte-Konglomerat konkurrenziert so direkt die bisherigen und bewährten Systeme und Unternehmen. Dies führt nicht nur dazu, dass die Kosten immens höher sind, sondern es generiert auch Risiken durch Marktverzerrungen und Fehlanreize.